Hier feierte das Münchener Großbürgertum

Die Jagd rund um Eicherloh war um 1900 ein großes gesellschaftliches Ereignis. Bemerkenswert ist der geschichtliche Hintergrund des Jagdhauses. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war Eicherloh Mittelpunkt glanzvollen Jagdgeschehens. Pächter und Gäste stammten aus dem reichen, gehobenen Münchner Bürgertum. Die Hubertusjagd war absoluter Höhepunkt, sowohl in jagdlicher als auch in gesellschaftlicher Sicht. Unter den "Rittern des Hubertus-Orden", wie sie sich selbst nannten, befanden sich der königl. Intendant Ernst Ritter von Possart, der königl. Akademiedirektor Freiherr August Ritter von Kaulbach, Architekt Adolf Ziebland, der Geheimrat August Ritter von Ganghofer und weitere berühmte Persönlichkeiten aus Geschäftswelt, Justiz und Militär.

Eine Revierkarte zeigt Eicherloh als Mittelpunkt der Feldjagden von Wifling über Neufinsing bis Gelting. Die Jagdherren fuhren mit der Bahn bis Poing und wurden von den Bauern mit einem Jagdwagen abgeholt.



Zu Beginn der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts erwarb der damalige Jagdpächter, Kommerzienrat Max Bullinger, ein Papiergroßhändler, am Rande des Eicherloher Hügels zwei Hektar Grund. Das war die Geburtsstunde des "Eicherloher Parks". 1882 erbaute Bullinger das zweigeschossige Jagdhaus, ein in Fachwerkbauweise errichtetes Obergeschoss mit holzgetäfeltem Jagdsaal, mit Wirtschafts- und Schlafräumen sowie im Erdgeschoss in Massivbauweise Jägerzimmer und Pferdestall. Bullinger nannte sein neues Domizil "Maxlruh". Später errichtete man an der Nordseite ein Wirtschaftsgebäude, auf dessen Speicher die Bassins zum Betrieb des Springbrunnens untergebracht waren.

Das Grundstück wurde nach dem Beispiel englischer Parks mit heimischen Gewächsen bepflanzt. In der Wiesenfläche standen auch Eichen und Linden in Gruppen. In der Nordostecke befand sich über einem künstlichen Tuffsteinhügel inmitten von Kiefern und Latschen eine Almhütte, die über die "Paulinenbrücke" erreichbar war. In der Südwestecke war der "Paulinensee" mit Bootshaus (Pauline war die Tochter des Jagdherrn.)



Dieses Jagdparadies war bis 1954 im Besitz des Rezitators Walther Sedlmayr, der der Dynastie der "Großbrauereibesitzer" Sedlmayr entstammte. Den Park mit dem Jagdhaus erwarb 1954 die Gemeinde Finsing für 32 000 Mark zur Errichtung von Lehrerwohnungen. Das Nebengebäude ging für 9000 Mark an den Bauern August Bisl. Park und Haus sind im Laufe der Jahre herunter gekommen. Inzwischen wurde die Sanierung in Angriff genommen. Das leer stehende Jagdhaus ist stark reparaturbedürftig.

Für die meisten Bürger ist das Haus erhaltenswürdig, weil Park und Haus bei vielen einen ideellen Wert besitzen und für die älteren Bürger mit Erinnerungen verbunden sind, als man zu Weihnachten von der Frau des Jagdherrn beschenkt worden war und im Winter Schlitten fahren durfte. Gemeinde und Bürger sind gemeinsam auf der Suche nach Lösungen, um das Eicherloher Denkmal, das vom amtlichen Denkmalschutz als solches nicht anerkannt wird, der Nachwelt erhalten zu können.

Quelle: Erdinger Anzeiger, 17.07.2004



Letzte Aktualisierung am 25.01.2020